Was sind die schönsten Kirchen in Paris? Wenn man von den Kirchen in Paris spricht, denkt man in erster Linie an die berühmte Kathedrale Notre-Dame und die strahlend weiße Kirche Sacré-Coeur, die sich ganz oben auf dem Montmartre-Hügel befindet. Doch es gibt noch zahlreiche andere Kirchen in Paris, für die sich ein Abstecher lohnt und die mit einer außergewöhnlichen Architektur und anderen Eigenheiten beeindrucken. Insgesamt gibt es in der französischen Hauptstadt mehr als 300 Kirchen. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über die 10 interessantesten und schönsten Kirchen in Paris.
Top 10 schönsten Kirchen in Paris
Saint-Christophe de Javel: Beton als Innovation für eine Kirche neuer Art
Erbaut von 1926 bis 1930, ist die größtenteils mit Betonfertigteilen gebaute moderne Kirche Saint-Christophe de Javel in der Rue Saint-Christophe im 15. Arrondissement nahe der Rue de la Convention im Quartier de Javel heute ein nationales Kulturdenkmal. Das rundum gelungene Werk des Architekten Charles-Henri Besnard war eine beachtliche technische Pionierleistung, da der Werkstoff Beton vorher beim Kirchenbau noch nicht zum Einsatz kam. Das von Henri-Marcel Magne geschaffene Wandgemälde über dem Chor ist dem Namenspaten Saint Christophe gewidmet, auffällig und ungewöhnlich sind die detailliert gezeichneten und von den nahen Citroënwerken inspirierten Fortbewegungsmittel Auto, Flugzeug, Heißluftballon und Eisenbahn.
Russische Kathedrale Paris: Ein russischer Ort der Andacht mitten in Paris
Die neobyzantinische Cathédrale Saint-Alexandre-Nevski wurde zwischen 1859 und 1861 von den Architekten Kusmin und Johann Waldemar Strom erbaut. Geweiht wurde der Sitz des Exarchats der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa im 8. Arrondissement im September 1861. Finanziert durch Spenden sowohl des damaligen Zaren Alexander II. als auch der russischen Gemeinschaft, wurde der mit den fünf großen Zwiebeltürmen unverkennbar orthodoxe Bau vor allem durch die Trauung des Malers Pablo Picasso mit seiner ersten Ehefrau Olga Stepanowna Chochlowa im Jahr 1918 bekannt. Auch viele russische Künstler und Prominente wurden hier nach ihrem Tod geehrt, so etwa Wassily Kandinsky, Iwan Sergejewitsch Turgenew und Fjodor Iwanowitsch Schaljapin.
Notre-Dame: Wo „Quasimodo“ sich in „Esmeralda“ verliebte
Der gleichnamige Roman von Victor Hugo hat der von 1163 bis 1345 errichtete Kathedrale Notre-Dame de Paris auf der Île de la Cité im 4. Arrondissement zu literarischem Weltruhm verholfen. Die Geschichte vom hässlichen Glöckner und der hübschen Zigeunerin zieht bis heute bis zu 14 Millionen Touristen pro Jahr beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt. Von außen verzaubern die Besucher schon aus der Ferne die drei mehrfarbigen, jedoch erst im Inneren entfalten die kunstvoll gestalteten Fenster ihre ganze Pracht. Sehenswert und beeindruckend sind auch die über 700 Jahre alte Orgel und der Blick von den 69 Meter hohen Türmen.
Sainte-Chapelle: Hier sollen Teile des Kreuz Christi aufbewahrt werden
Von 1244 bis 1248 im hochgotischen Stil in direkter Nachbarschaft der Conciergerie und von Notre-Dame errichtet, ist die Sainte-Chapelle (Heilige Kapelle) auf der „Ile de la Cité“ ein Aufbewahrungsort für heilige Reliquien. Durch einen Brand und in den Wirren der Französischen Revolution mehrfach schwer beschädigt, ist der im 19. Jahrhundert sanierte gotische Sakralbau vor allem wegen seiner Buntglasfenster ein viel besuchtes Ziel. Das durch diese erzeugte Licht beleuchtet auch sehr schön die bunt bemalten Decken und Wände sowie die filigranen Apostelfiguren und die Verzierungen. Die Sainte-Chapelle wurde vielerorts in Frankreich als Modell kopiert.
Saint-Sulpice: Das Umfeld der Kirche diente bereits als Filmkulisse
Die dreischiffige klassizistische Basilika Saint-Sulpice mit gotischen und barocken Elementen entstand ab 1646 als tendenziell überraschender Mix verschiedener Baustile, häufig bewundert und fotografiert wird auch der „Brunnen der vier Bischöfe“ aus dem 17. Jahrhundert samt dessen kunstvollen Skulpturen auf dem Vorplatz. Im Inneren ziehen die beiden mächtigen Orgeln mit den Tausenden von Pfeifen, das von Eugène Delacroix gemalte Fresko und die eindrucksvolle Sonnenuhr „La Méridienne“ die Aufmerksamkeit auf sich. Die als Obelisk gestaltete Uhr kam im Thriller „Sakrileg“ zu filmischem Ruhm, bekannt ist die Basilika auch als Ort, wo Charles Baudelaire und Marquis de Sade getauft und Victor Hugo getraut wurden.
Basilique de Saint-Denis: Das erste Beispiel gotischer Baukunst in Paris
Benannt nach dem geköpften Dionysius, dem legendären ersten Bischof von Paris, der nach seiner Hinrichtung angeblich noch sechs Kilometer weit gelaufen sein soll, steht die in ihrer heutigen Form im 12. und 13. Jahrhundert entstandene gotische Kathedrale von Saint-Denis im gleichnamigen Viertel nördlich des Parks der Ehrenlegion. Zur Zeit des Baus waren die hohen Pfeiler, Kreuzrippengewölbe und Spitzbögen eine absolute neue Stilrichtung, jedem Besucher unvergesslich bleibt das genau auf den Altar durch die großen Fenster scheinende Sonnenlicht. Die Kirche Saint-Denis ist auch die wichtigste Grabstätte ehemaliger französischer und fränkischer Könige, die prachtvoll gearbeiteten Sarkophage sind bis heute ein Publikumsmagnet.
Saint-Augustin: Erstmals wurde eine Kirche vorrangig aus Stahl gebaut
Für mich eine der beeindruckendsten Kirchen in Paris – Die zwischen 1860 und 1871 erbaute Pfarrkirche Saint-Augustin im Quartier de l’Europe im 8. Arrondissement am gleichnamigen Platz unweit des Bahnhofs Saint-Lazare war die weltweit Erste mit einer Eisenkonstruktion. Das gleichermaßen vom Eklektizismus, der Romanik, französischen Gotik und byzantinischen Architektur stark stilistisch beeinflusste Gotteshaus wurde wie ein Trapez gebaut. Besonders auffällig und charakteristisch sind die gedrungene Fassade mit den steinernen Ornamenten der vier Evangelisten und zwölf Apostel (Apostelfries), der große Chor und die betonten Seitenkapellen. Im Inneren der Kirche fallen sofort die polychrom bemalten Säulen aus Gusseisen, die Skulpturen des berühmten Bildhauers Mathurin Moreau und die großen Bleiglasfenster auf.
Madeleine: Eine Kirche fast ganz ohne christliche Insignien
Die im neoklassizistischen Stil von 1764 bis 1842 zwischen der Opéra Garnier und der Place de la Concorde errichtete Madeleinekirche gleicht aufgrund der Abwesenheit von Kreuz und Glockenturm von außen eher einem griechischen Tempel als einem christlichen Gebäude. Beeindruckend sind die monumentalen korinthischen Säulen in der Umgebung des Baus. Im Inneren verzaubern die bis heute regelmäßig genutzte große Orgel im Stil der italienischen Renaissance von Aristide Cavaillé-Coll sowie die Skulpturen, Malereien und Mosaiken im neobyzantinischen Stil. Aufgrund der langen Bauphase, die maßgeblich vom Ausbruch der Französischen Revolution 1789 verursacht wurde, ruhten die Arbeiten an dem Gebäude zwischen 1761 und 1806. Napoleons Absicht, den Bau als Ruhmeshalle für Soldaten wurde 1812 verworfen.
Sacré-Coeur: Der leuchtende Blickfang auf dem Montmartre
Sie thront schon seit 1914 als von weithin sichtbares weißes Wahrzeichen über Paris. Die berühmte Wallfahrtskirche Sacré-Cœur liegt auf einem 130 Meter hohen Hügel inmitten des nicht minder bekannten Viertels Montmartre und darf in einer Liste mit den 10 schönsten Kirchen in Paris natürlich nicht fehlen. Erbaut aus frostresistentem Kalkstein (Travertin) erstrahlt das römisch-katholische Gotteshaus bis heute so hell wie am ersten Tag in der Sonne unter dem blauen Himmel. Hierfür verantwortlich ist der besondere Lichteffekt durch die seinerzeit verwendeten Château-Landon-Steine. Auch im Inneren gibt es viel zu bewundern, so etwa die riesige Hauptorgel von 1898 und das fast 500 m² große Mosaik mit der Darstellung von Jesus mit Dornenkranz als Mosaik im Deckengewölbe.
Notre-Dame-du-Travail-de-Plaisance: Eine Kirche der Arbeit für die Arbeiter
Die neoromanische Pfarrkirche Notre-Dame-du-Travail in der Rue Vercingétorix im 14. Arrondissement nahe des Bahnhofs Montparnasse entstand um die Jahrhundertwende von 1899 bis 1902 als Eisenkonstruktion mit Fassaden aus Steinverkleidungen. Seit 1976 ist die Kirche als „Monument historique“ Teil der Liste der französischen Baudenkmäler, sie ist den Arbeitern gewidmet, welche die Bauten der Weltausstellungen errichteten und in der direkten Umgebung lebten. Auffällig sind die massive Bauweise aus behauenen Quadersteinen und die aus Backstein gemauerten Hochwände, welche durch das Rundbogenportal und die Rundbogenfenster kontrastiert werden. Viele der verwandten Baumaterialien stammten von Gebäuden der Pariser Weltausstellung von 1900, in den zehn Kapellen in den Seitenschiffen werden die Schutzpatrone diverser Handwerkszünfte dargestellt.
Wieder einmal ein großes Danke für diese informative Seite. Meine Frage: sind die Kirchen in Paris jeden Tag frei zugänglich?
Ich möchte mich einfach durch die Stadt treiben lassen, so wenigsten mein Plan 🙂
danke, Irmi
Hallo Irmi,
ja, das sind sie – auch Notre-Dame und Sacré-Coeur 🙂
Viele Grüße,
Roman