Welche Bahnhöfe gibt es Paris? Wie sind diese mit der Metro verbunden? Die französische Hauptstadt Paris, die knapp 2,1 Millionen Einwohner und jährlich ungefähr 34 Millionen internationale Urlauber beheimatet gilt als wahrer Touristenmagnet. Dabei glänzt Paris mit einmaligen Attraktionen wie dem Eiffelturm, dem Louvre Museum, dem Arc de Triomphe, der Sacré-Coeur oder dem weltbekannten Disneyland. Für die Großstadt spricht auch, dass sie sich unkompliziert mit der Bahn über sechs verschiedene Bahnhöfe erreichen lässt. Im Folgenden erfahrt ihr, um welche Bahnhöfe es sich handelt, die jeweilige Entstehungshistorie des Gebäudes, angefahrene Ziele sowie die Anbindung zu weiteren öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die 6 großen Bahnhöfe in Paris
Zu den wichtigsten Verkehrsschnittstellen der Megametropole zählen die sechs um den Stadtkern verteilten Bahnhöfe, namens Gare du Nord, Gare l’Est, Gare Saint-Lazare, Gare Montparnasse, Gare de Lyon und Gare d’Austerlitz. Jeder Bahnhof ist dabei An- oder Abfahrtspunkt für gewisse Ziele und überzeugt mit kulturellen und architektonisch beeindruckenden Attraktionen. Dazu sei gesagt: Bei allen Bahnhöfen handelt es sich um Kopfbahnhöfe. Generell nimmt keiner die Rolle des zentralen Hauptbahnhofs ein, weswegen es entscheidend ist, zu wissen, an welchem Bahnhof ihr ankommen beziehungsweise abfahren möchtet. Für deutsche Touristen sind vor allem die Bahnhöfe Gare l‘Est, Gare du Nord und Gare de Lyon relevant.
Gare du Nord: der internationale Paris-Bahnhof
Der Nordbahnhof am Place Napoleon III gilt als größter Bahnhof der Stadt sowie als drittgrößter weltweit. Bereits 1846 öffnete das Gebäude mit zunächst lediglich 2 Gleisen seine Tore. Allerdings konnte das hohe Verkehrsaufkommen nicht bewältigt werden, weshalb der Architekt Jakob Ignaz Hittdorf mit der neuen und modernisierten Bauplanung beauftragt wurde. Die Fertigstellung dauerte von Mai 1861 bis Dezember 1865. Da aber auch 8 Bahnsteige nicht ausreichten, wurde die Gleisanzahl weiterhin erhöht, bis der Bahnhof schließlich über 28 verfügte. Seither fasziniert der Gare du Nord mit einer imposanten Fassade, die seit dem 16.Oktober 2014 jeden Abend angestrahlt wird. Im Zeitraum von Juni bis September jeweils bis 01:00 Uhr nachts, die restlichen Monate Jahres bis Mitternacht. Die majestätische Fassade zeigt insgesamt 23 Statuen berühmter Bildhauer. Aufgrund der prächtigen Ausstattung diente der Bahnhof in der Vergangenheit bereits mehrmals als Filmkulisse, zuletzt 2007 in „Mr. Bean macht Ferien“.
Heutzutage durchqueren rund 2.100 Züge und insgesamt 700.000 Passagiere täglich die Bahnhofshalle. Auf internationaler Ebene bedient der Gare du Nord hauptsächlich London über den Eurostar, sowie Brüssel, Amsterdam und Köln über den Thalys. National gesehen unter anderem Lille, Arras, Boulogne-sur-Mer und Maubeuge/Cambrai.
Anbindung Metro
In der unteren Halle des Bahnhofs halten die RER-Linien B und D. Zusätzlich ist die Station „Magenta“ der Linie E angeschlossen. Noch dazu machen die Metrolinien 4 und 5 direkt im Bahnhof Halt, die Station „La Chapelle“ der Linie 2 ist über einen kurzen Fußweg erreichbar.
Gare de l’Est: für Reisende in Richtung Süd- und Mitteldeutschland
Der Ostbahnhof der Stadt liegt nur wenige Gehminuten vom Gare du Nord und knapp 3 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Eröffnet wurde der Bahnhof im Jahre 1849 und vorübergehend auf den Namen „Embarcadère de Strasbourg“ getauft, bezugnehmend auf die betreibende Eisenbahngesellschaft sowie Straßburg als Endhaltestelle. Nach der ersten großen Erweiterung 1854 erhielt er den heutigen Namen „Gare de l’Est“. Weitere Umbauphasen fanden zunächst bis 1900 statt, sodass er daraufhin mit 16 Gleisen glänzte. Da allerdings nach dem Ende des Ersten Weltkriegs das Verkehrsaufkommen rasant stieg, kam es zu erneuten Erweiterungen. In der heutigen Zeit finden Besucher attraktive Geschäfte und Aufenthaltsmöglichkeiten. Doch auch künstlerisch und kulturell hat der Bahnhof einiges zu bieten. So ziert ein aussagekräftiges Werk des amerikanischen Malers Albert Herter mit dem Titel „Le Depárt des poilus“ die Haupthalle. Es veranschaulicht den Transport französischer Soldaten an die Front im Kriegsjahr 1914. Doch nicht nur das einprägende Gemälde erinnert an den Zweiten Weltkrieg, sondern auch angebrachte Gedenkschilder. Besonders nützliche am Gare de l’Est: die Gepäckaufbewahrung, die von vielen Reisenden, die aus Deutschland kommen, genutzt wird.
Mit 34 Millionen Passagieren jährlich beziehungsweise 93.000 Personen täglich ist er der fünftgrößte beziehungsweise zweitkleinste Bahnhof der Stadt. Bezüglich der Verbindungen bietet der Gare de l’Est Verbindungen in den Osten von Frankreich wie Reims, Nancy, Mets und Strasbourg sowie nach Deutschland mit den Zielen Ulm, Augsburg, Frankfurt am Main, München, Karlsruhe, Stuttgart, Saarbrücken, Mannheim, Offenburg und Freiburg. Außerdem werden Orte der Schweiz und auch Regionen von Luxemburg regelmäßig mit dem TGV angefahren. Auch der Orientexpress und der Moskau Express sind dort fest im gültigen Fahrplan verankert.
Anbindung öffentlichen Verkehrsmittel Paris
Zudem verfügt der Bahnhof über eine hervorragende Anbindung an den Pariser Nahverkehr, denn es halten neben etlichen Buslinien auch die Metrolinien 4, 5 und 7 sowie der Vorortzug P.
Gare Saint-Lazare: Auf in die Bretagne
Der heute zweitgrößte Bahnhof der Stadt bestand bei der Eröffnung im Jahre 1837 zunächst nur aus einer provisorischen Holzbahnstation und befand sich auf dem Place de l‘Europe. 1841 wurde ein zweiter Bahnhof unmittelbar vor dem Platz geplant, allerdings wurde das Projekt zeitnah wieder aufgegeben. Zwischen 1842 und 1853, wurde in einer neunjährigen Errichtungsphase der Gare Saint-Lazare am heutigen Standort, der Rue du Havre gebaut. 1889 wurde er jedoch mithilfe des Architekten Jules Lisch erheblich vergrößert, die letzte Renovierung fand 2014 statt.
Mittlerweise präsentiert sich der Bahnhof mit insgesamt 27 Gleisen und versorgt jeden Tag rund 274.000 Passagiere mit geeigneten Verbindungen. In unmittelbarer Umgebung sind die großen Kaufhäuser Printemps und Galerie Lafayette am Haussmann Boulevard angesiedelt. Einkaufsmöglichkeiten und ein breit gefächertes Dienstleistungsangebot in Form von Souvenirläden, Cafés, Restaurants und vieles mehr bietet der Bahnhof aber auch selbst. Deshalb sehen einige den Gare Saint-Lazare sogar als eigene kleine Stadt innerhalb der Pariser Metropole – wer in noch schnell vor der Abfahrt des Zuges in Paris einkaufen möchte, ist hier genau richtig.
Verbindung zum Metronetzwerk
Hauptsächlich fungiert der Bahnhof als Umsteigestelle im Nahverkehr, sowie als Fernreisebahnhof für Züge in die Bretagne. Darüber hinaus ist er auch für den Regionalverkehr zuständig. Angebunden ist er über die Metrolinien 3, 6, 12, 13, 14, die RER E und die Vorortzüge L und J. Außerdem bietet er auch die Möglichkeit überregionale Ziele wie Cherbourg, Dieppe, Caen, Deauvielle, Le Havre, Trouville, Vernon, Rive, Lisieux, Droite und Évreux-Normandie zu erreichen.
Gare Montparnasse: Der Bahnhof in Paris für Fahrten nach Südfrankreich
Mit einer Lage im Südwesten von Paris wurde der Bahnhof Gare Montparnasse bereits zwischen 1848 und 1852 unter der Leitung von Eugène Flachat erbaut. Anschließend wurde er aber in mehreren Umbauphasen renoviert und bis auf 22 Gleise erweitert, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Der Vorgängerbahnhof Gare de l’Ouest – Rive Gauche konnte nämlich die Menschenmassen nicht mehr bedienen. Zu den Attraktionen des Gare Montparnasse gehört unter anderem die Glasfassade namens „La porte Océane“ und der 3,5 Hektar große Jardin Atlantique. Dabei handelt es sich um einen Garten, der auf dem Bahnhofsdach von den Architekten François Brun und Michel Péna angelegt wurde und sich ideal für wartende Passagiere anbietet. Neben beeindruckenden Pflanzen findet ihr dort auch eine große Tischtennisplatte sowie einen Kinderspielplatz für die Kleinsten. Die Hauptattraktion in der Nähe des Bahnhofs bleibt jedoch natürlich der gleichnamige Turm Tour Montparnasse.
Insgesamt nutzen mittlerweile täglich rund 175.000 Personen, an Feiertagen sogar bis zu 400.000 Reisende den Bahnhof. Somit fahren jedes Jahr 115.000 Züge und demnach durchschnittlich 315 Züge pro Tag im Zeitraum von 04:30 Uhr bis 01:15 Uhr durch die Halle des Bahnhofs. Relevante Ziele sind dabei Brest, Bordeaux, La Rochelle, Nantes, Poitiers, Le Mans, Rennes Saint-Malo, Toulouse, Tours, Irun, Madrid und Lissabon.
Metro-Verbindungen des Bahnhofs
Als wichtige Verbindungen zum Pariser Nahverkehr über die Pariser Metro bieten die Linien 4 (Porte de Clignancourt – Porte d’Orléans), 6 (Charles de Gaulle Etoile – Nation), 12 (Porte de la Chapelle – Mairie d’Issy) und 13 (Saint Denis – Université et Gabriel Péri – Asnières Gennevillers – Chatillon-Montrouge). Wer nach Versailles möchte, kann den Vorortzug N nehmen, der hier ebenfalls abfährt.
Gare de Lyon: Züge in die Schweiz
Der deutlich größere Bahnhof Gare de Lyon wurde im Zeitraum von 1895 bis 1901 unter Anleitung des Architekten Marius Toudoire, anlässlich der Weltausstellung erbaut. Da das Bahnhofsgebäude für den ersten Eindruck der damaligen Besucher verantwortlich war, wurde besonders viel Zeit und Geld in beeindruckende Architekturwerke investiert wie beispielsweise einem 65 Meter hohen Turm, der den Big Ben in London imitiert. Besonders zu betonen ist außerdem das Restaurant „Le Train Bleu“, das mit 41 künstlerischen Wandmalereien von mehr als 30 Malern und einem verzierten goldenen Saal die Gäste entzückt. Noch dazu sorgen zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten für die nötige Abwechslung.
Der Lyoner Bahnhof, der ungefähr 3 Kilometer südöstlich des Stadtkerns am rechten Ufer der Seine liegt, bedient täglich 227.000 Reisende, sprich 83 Millionen Passagiere im Jahr. Er deckt sowohl die nationalen Strecken nach Auxerre, Clamecy, Clermont-Ferrand, Cannes, Corbigny, Dijon, Lyon, Nevers, Nizza und Marseille als auch die internationalen Verbindungen nach Basel, Bern, Genf, Freiburg, Lausanne, Mailand und Turin ab – für Gäste aus der Schweiz ist er meistens die erste Anlaufstelle. Wie die meisten Bahnhöfe verfügt er natürlich über Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung.
Anbindungen zum Nahverkehr in Paris
Zu den bedeutendsten Anbindungen zum Pariser Nah-Regionalverkehr gehören die Regionalbahnlinien A (St-Germain-en-Laye, Chessy) und D (Gare du Nord, Stade de France) sowie die Metrolinien 1 (Château de Vincennes – La Défense) und 14 (Gare Saint-Lazare – Olympiades).
Gare d’Austerlitz: der Pariser Bahnhof, der wächst
Der Gare d’Austerlitz befindet sich direkt gegenüber des Lyoner Bahnhofs am linken Ufer der Seine. Bereits in den 1840er-Jahren verfügte das Gelände des Gare d’Austerlitz über einen Bahnhof, wurde aber im Zeitrahmen von 1862 bis 1867 neu errichtet. Aufgrund der beeindruckenden Fassade und des einmaligen Dachs wurde er 1997 zu einem historischen Monument ernannt. Das Passagieraufkommen liegt bei 25 Millionen Personen pro Jahr und damit rund 68.000 Reisende pro Tag. Dabei decken die zahlreichen Züge lediglich regionale Ziele ab, vor allem die Region entlang der spanischen Grenze und die Mitte Frankreichs.
Da der Gare d’Austerlitz der einzige Pariser Bahnhof ist, der nicht ausgelastet ist, werden ab 2020 mit vollendetem Bau der LGV Sud Europe Atlantique nach Bordeaux Züge ab diesem Bahnhof angeboten. Aufgrund des Anbaus musste das Restaurant „Le Grenadier“ den bisherigen Standort aufgeben. Somit führen die Schienen künftig unter der Avenue de France entlang bis zum Bahnhof Bibliothèque François Mitterrand.
Anbindung an die Metro in Paris
Genau wie die anderen Bahnhöfe ist auch der Gare d’Austerlitz ideal in das Verkehrsnetz vor Ort eingebunden. Somit bietet sich die Möglichkeit mit der Metrolinie 10, dem RER C oder den Buslinien 24, 57, 61, 63, 89 oder 91 zu fahren.