Sie ist die zweitgrößte Kirche von Paris: Saint-Sulpice im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés. Und trotzdem steht der Bau, deren Vorgängerkirche im 12. Jahrhundert erbaut wurde, immer ein wenig im Schatten der berühmten Kathedrale Notre Dame.
Geschichte von Saint-Sulpice
Dabei muss sich die katholische Kirche, die nach dem Heiligen Sulpicius II. von Bourges benannt wurde, der 647 starb, mit ihren zwei markanten Türmen ganz und gar nicht verstecken. Nachdem ihre romanischen Vorgängerin aus dem 12. Jahrhundert zum großen Teil abgerissen wurde, begannen 1646 die Bauarbeiten zur heutigen Kirche. Nach und nach entstand die dreischiffige Basilika mit umlaufendem Chor und Querhaus. Entworfen wurde die Kirche im klassizistischen Baustil. Da jedoch mehrere Bauherren daran beteiligt waren, unter anderem auch der für barocke Theaterarchitektur bekannte Servandoni, zeigt die Kirche von Saint-Sulpice neben klassizistischen auch gotische und barocke Elemente. An sich nicht ungewöhnlich, denn bei jeder Kirche sind unterschiedliche Baustile vertreten. Was jedoch auffällt, ist die proportionale Unausgewogenheit der Westfassade, die auf Servandonis Entwurf zurückgeht und er es nicht geschafft hat, aus den beiden Säulenhallen und den Türmen eine Einheit zu schaffen. Diese kleine architektonische Sünde wird spätestens im Inneren der Kirche wieder wettgemacht. Außerdem versöhnt der „Brunnen der vier Bischöfe“ vor der Basilika das Auge mit Skulpturen aus dem 17. Jahrhundert.
Was gibt es in Saint-Sulpice zu sehen?
Saint-Sulpice beeindruckt mit zwei mächtigen Orgeln, wobei die Hauptorgel zu einer der größten der Welt gehört, 1781 erbaut von Francois-Henri Cliquot. Sie ist denkmalgeschützt und gilt heute als Hauptwerk des spätromanischen Orgelbaus und verfügt über 102 Register mit rund 7000 Pfeifen. Die kleinere, die Chororgel, stammt von 1844 und wurde von Doublaine & Callinet mit 20 Registern gebaut. Jeden Sonntag finden nach der Messe Orgelkonzerte statt, in deren Anschluss die Orgelempore besichtigt werden kann. Die Saint-Agnes-Kapelle schmückt ein Fresko von Eugène Delacroix, das Jakobs Kampf mit den Engeln zeigt. Und in der Seitenkapelle befinden sich Kopien des Turiner Grabtuchesin Originalgröße. Eine andere Attraktion ist La Méridienne, der Mittagsweiser. Eine einfache Sonnenuhr, 1727 vom englischen Uhrmacher Henry Sully errichtet.
Saint-Sulpice und der Da Vinci Code
Ein Loch in der Südwand der Kirche lässt das Sonnenlicht um die Mittagszeit auf eine Messinglinie am Boden scheinen und fällt in der Verlängerung weiter auf einen elf Meter hohen Obelisken. Auf diese Weise werden nicht nur die Zeiten gezeigt, sondern auch die Sommersonnenwende, Frühling-, Herbst- und Winteranfang an. Dieser Obelisk, in der Antike als Gnomon, als das erste astronomische Instrument bekannt, fand sich in der Romanverfilmung „Sakrileg“ von Dan Brown wieder. Wie ohnehin einige Szenen des Religionsthrillers rund um die Kirche Saint-Sulpice entstanden. Nicht aber die Innenaufnahmen, die wurden im Studio gedreht.
Prominente in Saint-Sulpice
Mit Prominenz wie Tom Hanks und Audrey Tautou kann sich die Basilika nicht erst seit der Verfilmung von Browns Roman schmücken. Immerhin heiratete der Schriftsteller Victor Hugo dort 1822 seine Adèle und Heinrich Heine 1841 die Schuhverkäuferin Eugenie Mirat. Charles Baudelaire und der Marquis de Sade wurden in der Kirche getauft. Und einige der bekanntesten Familien Frankreichs haben die Kirche als letzte Ruhestätte ausgewählt, wie etwa die Contis und Condés. Auch Molières Witwe, die Schauspielerin Armande Béjart wurde 1700 dort beigesetzt.
Öffnungszeiten Saint-Sulpice Kirche
Die Kirche Saint-Sulpice hat jeden Tag von 7:30 Uhr bis 19:30 Uhr geöffnet
Adresse und Metrostation Saint-Sulpice
Die Kirche Saint-Sulpice hat folgende Anschrift: 2 Rue Palatine,75006 Paris. Metrostationen in der Nähe der Kirche sind Saint Sulpice oder Saint-Germain-des-Près (Metrolinie 4) und Mabillon (Linie 10).
Fotos: Mbzt, CC-Lizenz