Spannend, grausam, interessant… 10 skurrile Fakten über die Guillotine!
1. Die Guillotine in der Schule
Die Revolution war für Frankreich das prägende historische Ereignis, ähnlich wie der zweite Weltkrieg oder die Wiedervereinigung für Deutschland. Deshalb lernen französische Kinder bereits in der Grundschule (!), wie die verschiedenen Bestandteile der Guillotine heißen. Einige Beispiele:
Le mouton: Der 40 kg schwere „Rammbock“, an dem die haarscharfe Klinge befestigt war.
La lunette: Die Öffnung, durch die der Kopf des Angeklagten geschoben wurde, um eine „saubere“ Enthauptung sicherzustellen.
Le couperet: Die 7 kg schwere Klinge.
Le chapiteau: Die zwei in den Himmel ragenden Holzbalken und der daraufliegende Querbalken.
2. Gar nicht mal so alt
Für viele ist die Guillotine eine altertümliche Hinrichtungsmethode, die im 18. und 19. Jahrhundert zum Einsatz kam. Keineswegs! Die letzte Hinrichtung per Guillotine fand nämlich 1977 in Marseille statt. Ja, 1977! Zur Info: Die Todesstrafe wurde in Frankreich erst 1981 abgeschafft.
3. Die lebenden Toten
Nach der Enthauptung des Angeklagten war es üblich, den Kopf des Opfers in die Höhe zu halten, um ihn dem Publikum zu präsentieren. Äh… Um den Kopf den Zuschauern zu präsentieren? Nein, ganz und gar nicht! Eher andersherum: Der Verbrecher sollte als Demütigung in die schreiende Menge blicken!
Angeblich trat der Tod eines guillotinierten Verbrechers nämlich nicht sofort ein. Es wurden zum Beispiel Aussagen über mutmaßliche Sprechversuche abgetrennter Köpfe überliefert. Einige Häupter schlossen noch reflexartig die Augen, wenn eine Hand schnell auf das Gesicht zubewegt wurde. Außerdem habe nach den Aussagen eines Arztes der Kopf eines geköpften Verbrechers sogar noch eine halbe Minute auf Zurufe reagiert.
4. Gemütliches Beisamensein
Um die tapferen Frauen der Revolution zu ehren, waren Ihnen spezielle Plätze ganz in der Nähe des Schafotts reserviert. Die berüchtigten Damen waren teilweise schon Stunden vor einer Hinrichtung vor Ort, um sich über die Verurteilten lustig zu machen und… um zu stricken! Ihr Spitzname: die Tricoteuses (frz. für Strickerinnen)!
5. Die besten Plätze
Die Hinrichtungen waren ein beliebtes Spektakel. Besonders begehrt waren die Plätze auf der Mauer des Jardin des Tuileries – sie boten die beste Übersicht (siehe Bild unten). Der Andrang war so stark, dass man sich kurzerhand dazu entschloss, ein Entgeld für Sitzplätze zu verlangen. Nach einer Enthauptung traf man sich in der Taverne „Cabaret de la Guillotine“, um auf ein kleines Bierchen anzustoßen und den patriotischen Moment zu feiern!
6. La place rouge
Während der Terreur (das grausamste Kapitel der französischen Revolution) gab es auf der Place de la Révolution (heute Place de la Concorde – Achtung, Geheimtipp!) derart viele Hinrichtungen, dass man mit der Reinigung des Platzes nicht mehr nachkam. Streunende Hunde ernährten sich von den Überresten am Boden. Einwohner, die den Platz überqueren mussten, beschwerten sich über Fleischreste, die an den Schuhsohlen haften blieben.
7. Spitznamen
Die Guillotine hatte im Laufe der Jahre viele skurrile Spitznamen. Zum Beispiel:
Grand Rasoir National: der nationale Rasierapparat
La Veuve: die Witwe
Le Bois de Justice: das Holz der Justiz
Die Öffnung, durch die der Kopf des Angeklagten geschoben wurde (die lunette), erinnerte im 19. Jahrhundert zudem stark an das Objektiv eines Fotoapparats. So enstand der Ausdruck „sich fotographieren lassen“. Umgangssprachlich wurde ein Angeklagter also nicht mehr geköpft, sondern „er ließ sich knipsen“!
8. Guillotiner
Noch heute wird das Word Guillotine fast tagtäglich in Frankreich benutzt. Was in Deutschland „enthaupten“ oder „köpfen“ heißt, wird im Französischen mit dem Verb „guillotiner“ übersetzt!
9. Auch in Deutschland wurde „guillotiniert“
Wer denkt, die Guillotine sei eine rein französische Gegebenheit, irrt sich. Die Witwe kam in verschiedenen Ländern zum Einsatz, und das seit dem 16. Jahrhundert. Die Vorboten der aktuellen Guillotine waren die italienische Mannia und die schottische Maiden. Auch in Deutschland ließ man sich knipsen. Östlich von Rhein bezeichnete man das gute Stück „Fallbeil“. Zum Einsatz kam die Guillotine bis 1949 (BRD), bzw. 1968 (DDR)! (Bild links: Münchner Fallbeil von 1854)
10. Das Beste zum Schluss
Es gibt sie noch! An einem ganz bestimmten Ort kann man auch heute noch in Paris die Überreste der Guillotine sehen. Und wo genau befindet sich dieser Ort? Das erfahren Sie in diesem Artikel!
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Bilder Quelle: Wikipedia Commons
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Im Keller des Reichstages soll ein Fallbeil gelagert sein.